«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

3/19/2013

100 années sacrées

© Damien HR
ein skandalstück: le sacre du printemps, die frühlingsweihe, 1913 von den ballets russes uraufgeführt. vaslav nijinski, dessen an den rand des wahnsinns oder weiter gehenden gedankengänge ich hier schon vorgestellt habe, choreographierte das von igor stravinski geschriebene ballet. stravinski musik "inspirierte" den russischen tänzer und choreographen zu ritual, mystik und jungfrauenopferung. die mechanische rythmik der komposition steckt in jeder seiner unförmig verdrehten, einwärts gewannten bewegungen, keinerlei fließender ballettschönheit war hier zu finden. der premierenzuschauer waren empört und verließen die vorstellung und ein stück, das heute stravsinkis größtes werk ist und die musik- und tanzgeschichte des 20.jahrhunderts wie kein anderes geprägt hat. die zahlreichen reinterpretation sind bester beweis und unter ihnen gibt es einige schätze. ende 2012 präsentierte der französische choreograph laurent chétouane bei der neuesten ruhrtriennale seine sicht der opferung. daraufhin wollte ich mir einen kleinen visuellen überblick verschaffen und nach weiteren sacres suchen, denn "jeder choreograph trägt ein sacre in sich."wenn auch nicht alle es schaffen, das schwierige stück wirklich neu zu interpretieren.
bei genauerem nachlesen sah ich, dass die 100 jahre nicht nur dem sacre zuzuschreiben sind, sondern auch dem legendären théâtre des champs elysée in paris, wo das stück damals für furor sorgte. letzteres lässt es sich daher natürlich nicht nehmen, 2013 nicht nur den großartigen akram khan (juni 2013, falls es sich einrichten lässt, werde ich dort sein) und dessen sacre-vision auf dem programm zu haben, sondern auch die arbeit der berliner choreographin sasha waltz mit dem marinsky-ballett (mai 2013, waltz, die übrigens gerade an ganz anderen fronten mit ihrer berliner existenz zu kämpfen hat).
und dann war da doch noch rythm is it! ... ein kleiner bewegtbildeinblick von der preisgekrönten schulprojekt-doku, über die klassiker john neumeier und maurice béjart, bis hin zur videoinstallation (chronologisch versteht sich), le sacre est bien vivant!
1957 Mary Wigman (von der es leider keine Aufzeichnungen gibt)

1959 Maurice Béjart



1972 Johna Neumeier



1975 Pina Bausch 



Einschub: 2011 hielt Wim Wenders Pinas Sacre in 3D fest



1984 Mats Ek (ebenfalls ohne Aufzeichnung, zumindest keiner auffindbaren)


1993 Maryse Delente ( auf Numéridanse zu sehen)


2001 Angelin Preljocaj



2004 Emmanuel Gat



2007 Xavier Le Roy (in einer herrlichen one man show)



2010 eine interessante Kombination aus Les Ballets de Monte Carlo, Liquid Loft und einer Choreographie von Chris Haring



2011 Jean-Claude Galotta (zu sehen nur auf Numéridanse, hier spricht der choreograph nur, was jedoch nicht minder lohnenswert ist)


Le Sacre du printemps par Jean-Claude Gallotta par Theatre_de_Chaillot



2012 die Videoinstallation von Katarzyna Kozyra habe ich hier bereits beschrieben. 

2013 Dominique Brun Sacre#197 (Brun war es auch, der 2009 die Choreographie in Coco&Igor von J. Kounen übernahm, hier zu sehen. über seine letzte, wirklich Neuinterpretation berichtet die Seide CCCCD)


......
bisher gibt es an die 200 versionen von stravinskis musik und die 100jahr feier wird sicherlich noch weitere nach sich ziehen.
eine hommage, der auch das diesjährige tanzfilm-festival "vidéo danse bourgogne" nachkommt. ihre idee: stravinskis sacre in 13 teile stückeln, an 13 künstler verteilen, um von diesen jeweils eine videotanz-interpretation des ausschnitts zu erhalten. später wird daraus dann ein ganz neuer sacre entstehen. aber dazu später mehr. nur soviel, anstatt 13, haben sich mehr als 50 künstler an dem projekt beteiligt. hier ein erster einblick von el malott:

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