«Je ne veux pas gagner ma vie, je l’ai.» Boris Vian, L'écume des jours

8/28/2012

das gesehene ist gesehenes, weil wir es sehen

"Nicht also weil es ein Gesehenes ist, wird es gesehen, sondern im Gegenteil, weil es gesehen wird ist es ein Gesehenes." (Plato, Der Staat)
"Une chose n'est pas vue parce qu'elle est visible, mais au contraire visible parce qu'elle est vue" (Plato, La République de Platon)
Nachdem ich die Ausstellung leider im Jeu de Paume in Paris verpasst habe, konnte ich nun doch noch Diane Arbus im Martin-Gropius Bau sehen...eine gute Fotografieausstellung, besonders da sie weder thematisch noch chronologisch geordnet ist, sondern ein Foto nach dem anderen auf den Sehenden wirken lässt. Einziger Widerspruch, wie wir feststellten, ist dann das große schriftliche Nachwort, die letzten zwei Säle, die das Leben und Schaffen von Arbus doch noch in Lettern und Daten festhalten müssen, es geht halt anscheinend nicht ohne (und auch nicht ohne Zitate, s.o.).
Diane Arbus, Teenage Couple on Hudson Street, NYC, 1963
Hier könnten viele Fotos von hier beispielhaft gezeigt werden, die Auswahl fällt schwer, zwischen dem "Jüdischen Riesen zu Besuch bei seinen Eltern", der beeindruckenden Anzahl nackter Tatsachen aus FKK-Camps in New Jersey (das schien ein FKK-Paradies gewesen oder noch zu sein), den vielen Gesichtern, die auch direkt in Filme wie "The tree of life" übernommen werden könnten, die kleinen Jungen und Mädchen auf der Straße, die Arbus aftrieb, als wenn sie zuvor zu einem Casting aufgerufen hätte, die Föhnfrisuren der überschminkten Frauen, die Transvestiten und Hermaphroditen, die alle Arbus die Tür öffneten. Besonders gefallen mir auch die Paare auf Arbus Bildern, die immer eine große Innigkeit ausstrahlen, egal welchen Alters oder Geschlechts. Oben ein "Junges  Paar" auf der Straße, das genauso gut als Inspirationsquelle der Werbekampagne von The Kooples gedient haben könnte (die allerdings grausig ist)...
Diane Arbus - Girl in a Watch Cap, N.Y.C 1966
Und wer wenn nicht die Filmindustrie hätte das bewegte Leben von Diane Arbus nicht schon als Stoff entdecken können. 2006 verfilmte Steven Shainberg mit Nicole Kidman in der Rolle von Arbus ihr Leben: FUR, An Imaginary Portrait of Diane Arbus. Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass das wirklich sehr imaginary ist.


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